Audioinstallation
Galerie Paradigma, Linz

 

“WORTORT” ist eine 5 - Spur Audioinstallation und arbeitet mit gesprochener Sprache. Eine inhaltliche Auseinandersetzung findet durch das Sprechen statt und bezieht sich auf die Sprache selbst, das heißt sie wird als Material gebraucht, ähnlich  der Malerei in der Minimal art.

Konkretes sprachliches Material wird aus den Zusammenhängen der Gebrauchssprache gelöst. Das ermöglicht mit dem selben Material völlig neue Aussagen zu formulieren. Die materiellen Eigenschaften der Sprache werden sozusagen als literarische Mittel verwendet. Durch verschiedene Techniken, wie Zerstückelung, Variation, Isolation, Reihung und Wiederholung von Worten oder Lauten im verbalen Vortrag wird die Sprache experimentell genutzt. Dabei geht es neben dem referentiellen Aspekt der einzelnen Worte, Silben und Laute  aber vor allem um die erweiterten Assoziationsräume, die diese bieten.

“WORTORT” intentiert die Öffnung von Erfahrungsräumen, in denen wie unter einer Lupe die Bedeutung sprachlicher Fragmente hervortritt.

Zusammengeführt mittels fünf parallel geschalteter Tonspuren treffen unterschiedlichste Ansichten, Intention und Befindlichkeiten mit, in und zu Gesprochenem aufeinander. Verschiedene Stimmen und Stimmungen zerlegen ein gemeinsames Ausgangswort und durchleuchten seinen potentiellen Bedeutungsgehalt.

WORTORT basiert auf dem Ausgangswort : DICHTERINNEN.

Dieses Wort wird endlos wiederholt. Mit jeder Wiederholung wird es jedoch auf andere Art und Weise zerlegt, ohne daß es dabei, was die Buchstaben betrifft, an Quantität verliert; diese wechseln dabei auch nicht den Platz innerhalb des Wortes.

Die textliche Materialität wird also nicht grundsätzlich verändert sondern in ihre  Bestandteile zerpflückt, die wiederum entlang der gleichbleibenden buchstäblichen  Abfolgelinien neu formiert werden. In diesem Sinne wird das Wort “DICHTERINNEN” schließlich soweit zerlegt und entfremdet, daß das Ausgangswort in seinem ursprünglichen Sinn kaum mehr erkennbar ist.

Neben der qualitativen Veränderung des textlichen Ausgangsmaterials, ist es aber vor allem die damit verbundene Änderung der phonetische Struktur, die für mich besonders interessant ist, da diese in jeder Variation mehrere Möglichkeiten bereitstellt.

Im Aufsplitten und Neukombinieren der einzelnen Silben entstehen neue Worte und Laute. Diese Laute sind zum Teil Kurzworte, die nur in der gesprochenen Sprache vorhanden sind und sonst höchstens in Comics verwendet werden. Sie ergeben in Kombination mit den herausfiltrierten Worten im Kontext kurzer Sätze aber durchaus Sinn, da sie die Satzaussage wesentlich mitgestalten bzw. verfeinern und konkretisieren. Auch die Umgangssprache bzw. der Dialekt spielt- besonders in den isolierten Lauten- eine wesentliche Rolle. In diesem Sinn ist das Sprechen selbst essentiell, da erst durch das Sprechen, durch Rhythmik und Intonation der Silben, diese einen in unserem lokalen Sprachgebrauch allgemein verständlichen Sinn ergeben.

In einer sehr reduzierten Form werden die Worte und Laute, die aufgrund der Langsamkeit (Dauer, Pausen), der Isolation, der Reduktion, der ungewohnten Betonung bzw. Intonation und der permanenten Wiederholung anders wahrgenommen werden, in neue Zusammenhänge gesetzt, neue Sinnmöglichkeiten werden angeboten, verschiedene Schichten von Bedeutung werden freigelegt. In jeder Variation, in jeder Umformung findet eine Bedeutungsverschiebung statt.

Jedes Wort beinhaltet, sowohl materiell als auch assoziativ, viele Wörter/Sätze und Inhalte - es kommt auf die Art und Weise an, in welcher ein Wort formuliert wird, auf die Situation in der es angewendet wird, die Bereiche, denen es sich zuwendet, oder aus denen heraus es spricht.

Das 7 minütige Stück wird im Loop gespielt, wobei sich die einzelnen Spuren dabei zueinander verschieben und so ständig neue Kombinationen entstehen.