Experiment mit Maus und Haus, Kunstzelle im WUK, Wien 

In die Kunstzelle im Innenhof des WUK wurde im Maßstab 1:20 eine miniaturisiertes und abstrahiertes Abbild des Werkstätten und Kulturhauses eingebaut. In dieses wurden für einen Zeitraum von 8 Wochen 5 Labormäuse eingesetzt. Neben Luft, Licht und Trinkwasser bekamen diese jede Menge essbare Modelle real existierender Kunstwerke, essbare Fußböden, Zwischenwände und Möbel.

Der Prozess konnte über den Zeitraum der Ausstellung rund um die Uhr direkt oder online via Livestream beobachtet werden. 

 

LOGBUCH MKH

 

 

 

 

 
Gestaltungswille und Balzverhalten

Kunstfutter und Kampfplatz

Trieb und Werk

Prozess und Produkt.

 

 

 

 

 

 

Die notorischen Nager, alte und massenweise auftretende Nahrungskonkurrenten der Menschen bewegen sich auch in der Bilderwelt, solange sie schon das mühsam kultivierte Korn rauben. Ihre Rolle kann massenweise dämonisch apokalyptischen Charakter annehmen, oder als einzelne Wesen verspielt und kuschelig in ihrer Miniaturisierung antropmorph kindliche Geborgenheit verkörpern. Unzählige Mäusefamilien bevölkern Kinderbücher in Wort und Bild.

Die Maus als Projektionsfläche für die Menschen zieht sich durch die Geschichte sei es im altorientalische Katzenmäusekrieg, oder der hellenistische Batrachomyomachia (der Froschmäusekrieg). Die Maus handelt als Stellvertreter.  

Augenzwinkernd werden auf Beobachterebene Vergleiche
auch mit den Gegebenheiten, Handlungsmöglichkeiten,
Dynamiken aber auch Problemstellungen des Kulturhauses
evoziert. Erinnerungen an dessen Besetzung werden wach.

Mäuse sind Punks oder verhalten sich jedenfalls ähnlich.   

wird sich jede ihren Platz erobern?
sich durchfressen wenn nötig?
kooperieren oder konkurrieren? 

Vorgefundenes umgestalten oder in Trägheit verfallen? 
Wird im Haus die Anarchie ausbrechen?

Gänzlich frei von ideellen Zwängen und auf anarchische
Weise tragen die Mäuse in dieser lebendigen Illustration  
des WUK - sozusagen stellvertretend - Diskussionen
und Konflikte aus, zeigen sich kooperativ oder treten in
Konkurrenz und entwickeln neue Stategien und uner-
wartete Lösungsansätze.   

Der Prozess der Dekonstruktion selbst ist von Interesse.
Viele Wände oder Böden des MKH wurden schichtweise
auf gebaut, so daß im Verfall der essbaren Oberschicht
darunter eine ganz neue, unerwartete Ebene zum
Vorschein kam. Die Wände wurden zum Teil mit Zitaten
aus Literatur, Kunst und Wissenschaft gestaltet.

Bereits seit längerer Zeit bestehende Ideen und Wün-
sche bezüglich der Hausgestaltung, die aber an
fehlenden finanziellen Möglichkeiten scheiterte oder
aber wegen kontroverser Interessenslagen nicht am
Original umgesetzt werden Konnten, (z. B. Dachgarten)
wurden im Modell verwirklicht.

  

KUNSTFUTTER

An einigen Stellen des MKH befinden sich Modelle von Werken im Haus tätiger KünstlerInnen.  Kulminationspunkt ist die Kunsthalle, dort bewegen sich die Mäuse, in einer kuratierten Ausstellung mit Werken namhafter Künstler, auf dem Parkett der Kontextkunst. Die Miniaturarbeiten sind teils essbar und stehen in Bezug zu den Mäusen. Die Tiere verrücken die Positionen und verleiben sich Kunstwerke ein.

Ist ein Toni Cragg appetitlicher als ein Franz West? 



Eine besondere Ironie stellen die drei Banksy-cops dar.
Banksy selbst versteht sich als explizit antikapitalistischer Künstler dennoch erzielen seine Werke am Kunstmarkt Höchstpreise. Die Mäuse bereiten diesem Dilemma ein Ende. Sind sie Vertreter von Neo-Dada und Antikunst ?