Audioinstallation
im Rahmen der Ausstellung "LICHT-, KLANG-,SPRACHRAUM", der Kunstuniversität Linz (Transmedialer Raum), in der Hofgasse 3

 

Die Basis bildete Briefmaterial aus den Jahren 1915 - 1922 , das ich am Dachboden des Hauses Hofgasse Nr. 3, in einer Kiste fand.

Es handelt sich um die postale Kommunikation der Familie W., miteinander und mit Freunden, sowie um amtliche Briefe und Stellengesuche bzw Absagen derselben, vor, während und nach dem ersten Weltkrieg. Die Briefe boten einen tiefen Einblick in die Lebensverhältnisse jener Zeit und deren Auswirkungen auf die konkreten Menschen, die diese Briefe schrieben. Die einzelnen Charaktere und ihre Beziehungen zueinander fanden in ihnen ihren Ausdruck und sind noch heute, fast ein Jahrhundert später, nachvollziehbar.

Trotz der widrigen Verhältnisse während dieser Jahre und der großen persönlichen Probleme und Nöte der unterschiedlichen Verfasser, zeichnet die Briefe eine wunderbar aufmerksame und wertschätzende Art der Kommunikation miteinander aus, welche in einem krassen Gegensatz zur Kommunikationskultur des 21. Jahrhunderts steht.

Aus circa zweihundert Briefen wählte ich siebzehn aus, die von 8 Personen auf Band gelesen wurden.

Wichtig war dabei die Bezüglichkeit der Briefe zueinander. Als akustische Hintergrundebene verwendete ich die sehr eintönig gelesenen Absagen der Stellengesuche

Durch teilweise Überlagerungen wurde das Material verdichtet und so die Gleichzeitigkeit der verschiedenen Wahrnehmungen der Kriegswirren und der unterschiedlichen Strategien des Umgangs mit den Schwierigkeiten jener Zeit betont.

Am Fundort selbst wurde die Installation auch plaziert.

Kaum ein Ort repräsentiert so eindringlich längst vergangene Zeiten und in Vergessenheit geratenes Leben wie ein nie ausgeräumter, verstaubter Dachboden.

Ohne die vorgefundene Situation maßgeblich optisch zu verändern, wurden sechs Lautsprecher über den gesamten Raum so verteilt, dass sie für den Besucher unsichtbar, aus verschiedenen Ecken, Nischen und Höhen den Raum beschallten. Gleich einem Echo aus der Vergangenheit waren abwechselnd aus unterschiedlichen Richtungen die brieflich formulierten Gedanken, Empfindungen, Freuden und Nöte dieser Leute zu hören, eingebettet in die Monotonie der Absagen der Stellengesuche aus dem hintersten Winkel des Dachbodens.

Die Besucher konnten eintauchen in eine längst vergangene Welt und teilhaben am Leben und den Anschauungen konkreter Menschen dieser Zeit.