Installation
gemeinsam mit Christina Hartl-Prager im Rahmen einer Einladung des Wyspa -Institut of Art Danzig/Polen
(offenes Atelier on tour)

Das Wyspa Institute of Art hat uns in die Danziger Werft gebracht. Der Ort, an dem vor 25 Jahren Solidarnosc gegründet wurde. Die Stadt schmückt sich mit riesigen Transparenten von Solidarnosc und Johannes Paul II. Das Jubiläumsjahr wird gefeiert. 

Wir befinden uns an der Grenze zwischen Industrie und Kunst. Auf der einen Seite Docks und Schiffbau auf der anderen Seite Wyspa, seit zwei Jahren hier in einem ehemaligen Ausbildungsgebäude stationiert – ein wunderschöner alter Backsteinbau. Wyspa befindet sich in einer Umbauphase; soll zu einem zeitgenössischen Museum umgebaut werden. Man zeigt uns Modelle des zukünftigen Gebäudes, glatt, weiß mit Glaselementen – dem minimalistischen „white cube Baustil“ heutiger Museen entsprechend.

Wie die meisten ehemals realsozialistischen Gesellschaften setzt auch die polnische alles daran sich möglichst schnell nach westlicher Struktur umzubauen. Dies geht oft mit einer undifferenzierten Ablehnung bzw. Abwertung aller geschichtlich gewachsenen Struktur einher. Diese Neuorientierung ist geprägt von der Umwertung vergangener Wahrnehmungs‐ und Handlungsweisen. In diesem Prozeß entstehen immer wieder undefinierte Räume, die bereits ihrer alten Bedeutung enthoben sind, aber noch nicht neu besetzt wurden. 

Auf dem Gelände steht ein altes Kiosk. Das Kiosk war einmal grün gestrichen, die Scheiben sind zerbrochen, überall kleben Überreste von Plakaten und Zeitungsausschnitten. Das desolate Häuschen wird seit Jahren als Müllabladeplatz benützt. Innen stapelt sich der Abfall bis zu einem Meter hoch. 

Wir begannen damit, alles abzukehren. In Staubwolken gehüllt Papierfetzen abzureißen, Spinnweben und Farbreste zu entfernen. Im nächsten Schritt die zerbrochenen Fensterscheiben zu putzen. Die nächsten zwei Tage verbrachten wir damit, innen und außen weiß zu überstreichen. Aus dem alten Kiosk wurde ein architektonisches Modell. Eines, wie wir es im Wyspa Gebäude bei unserer Ankunft gesehen hatten. Das Wyspa – Institute befindet sich in der Umbauphase und soll zu einem zeitgenössischen Museum umgebaut werden.

Der Abfall befindet sich nach wie vor im Inneren des mittlerweile kompromisslos weißen Objekts. Mit Kleister und Zeitungspapier überarbeitet verwandeln sich die Müllsäcke, Flaschen, Kabel, Neonröhren und Bauschutt in eine landschaftsartige Kleinstwelt, die im letzten Schritt ebenfalls weiß übermalt wird. Auf dem Dach steht in großen Lettern FIKTION geschrieben, vom Büro des Direktorats im ersten Stock Wyspa gut zu lesen.

Eine Ausstellung zum Solidarnosc Jubiläumsjahr wird gerade vorbereitet. Eingeladen sind internationale KünstlerInnen aus Frankreich, Deutschland Polen.

Während unserer viertägigen Aktion trudeln die ersten KünstlerInnen ein, um das Institut und die Umgebung zu besichtigen...

 

mixed media / Kleister, Papier, weisse Dispersionsfarbe

 

 

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